Was ist Achtsamkeit?

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mindfulness_achtsamkeitAchtsamkeit: Ein neuer Trend, Modewort oder ein Weg zum guten Leben?

Als mir der Begriff Achtsamkeit zum ersten Mal begegnete, dachte ich, es geht darum, auf sich selbst zu achten, auf die Gesundheit aufzupassen und gut für sich zu sorgen - bestimmt ein guter Plan. Schließlich machen das viele Menschen, die sich ausgepowert oder belastet fühlen und neue Kräfte tanken wollen. Ein bisschen Wellness hier, ein bisschen mehr Sport da, häufiger Urlaub, weniger Alkohol - vielleicht nur noch einmal pro Woche statt Freitag und Samstag. So tut man sich Gutes und dann kommt der Rest von selbst. Die Tatsache dass der Begriff Achtsamkeit so weit gefasst und zugleich ein bisschen altbacken klingt, führt häufig zu dieser Interpretation.

Auch die Tatsache, dass die Medien erfreulicherweise sehr breit über Achtsamkeit berichten und dadurch zwangsläufig Menschen über Achtsamkeit schreiben, die sie selbst nicht praktizieren, führt zu Fehlinterpretationen.

Daher widme ich diesen Beitrag der Aufklärung dessen, was Achtsamkeit ist.

 

Was Achtsamkeit ist

1. Im Jetzt ankommen

NowUnser Gehirn und unser Körper produziert einen ständigen Strom von Gedanken, Gefühlen, Emotionen und Körperempfindungen. Diese Phänomene stehen miteinander in einer komplexen Wechselwirkung und verstärken sich zum Teil gegenseitig. Innere und äußere Reize halten diese ständige Bewegung zusätzlich in Gang. In der Regel sind wir nicht in der Lage, den Strom des Bewusstseins und der Gedanken willentlich "anzuhalten".

In der Folge sind wir mit unserem denkenden Verstand stark "identifiziert" oder er hält uns so stark beschäftigt, dass wir mit unserem Denken meistens in der Zukunft oder in der Vergangenheit sind. Wir sorgen uns z.B. vor dem was morgen sein könnte, verfolgen ehrgeizige Ziele in der Zukunft oder verurteilen die Vergangenheit oder träumen vom letzten Urlaub.

Selten sind wir wirklich im Hier und Jetzt anwesend. Das führt absurderweise dazu, dass uns die entscheidenden Vorgänge selbst, die unser Wohlbefinden beeinträchtigen können entgehen: Die Gedanken, Gefühle, Emotionen und Körperempfindungen selbst.

Achtsamkeitsübung hat zum Ziel, im gegenwärtigen Moment anwesend zu sein.

 

 

2. Nicht urteilen, bewusst sein und präsentMind

Achtsamkeit ist eine besondere Form von Konzentration und Bewusstheit - eine Schulung des Geistes. Bei der Übung von Achtsamkeit bedient man sich der Fähigkeit, bewusst, präsent und urteilsfrei das zu Beobachten, was gerade zu beobachten ist. Das nebenstehende Schaubild verdeutlicht dies.

Achtsamkeit übt man mit formalen (z.B. Meditation) und informellen Übungen (z.B. bewusstes, achtsames Zähneputzen oder Essen). Mit Achtsamkeit ist übt man die Phänomene im Inneren und Erscheinungen im Äußeren (vor)urteilsfrei wahrzunehmen. Man hält inne, betrachtet Gedanken, Gefühle, Emotionen und Körperempfindungen und übt sich darin, sich von diesen nicht mitreißen zu lassen.

 

 

 

 

 

3. Grundhaltungen der Achtsamkeit

So einfach sich das bewusste, urteilsfreie und präsente Beobachten und Verweilen im Hier und Jetzt anhört, so herausfordernd kann es in der Praxis sein.

Unser Geist ist in der Regel seit langem auf Qualitäten trainiert, die uns die Übung von Achtsamkeit erschweren können. Wir sind gewohnt, permanent und unbewusst zu bewerten und mit Ehrgeiz unsere Ziele zu verfolgen, wenn wir eine Tätigkeit verrichten. Wir sind darauf konditioniert, dass wir nur mit dem Willen Fortschritte erreichen können. Bei der Übung von Achtsamkeit ist es daher von entscheidender Bedeutung für entsprechende Resultate, sich der Grundhaltungen eines achtsamen Geistes bewusst zu werden. Die nachfolgende Tabelle veranschaulicht diese Grundhaltungen:

 

achtsamer Geist alltäglicher Geist
nicht-urteilen bewerten, analysieren, urteilen
Anfängergeist Expertengeist, „ich Weiß, wie es geht“
Geduld Ungeduld, Verlagen, Unruhe
Vertrauen Zweifel
loslassen anhaften
nicht-erzwingen Ehrgeiz, erzwingen
Akzeptanz Widerstand

 

4. Die Wirkung von Achtsamkeit

Betrachten wir das was ist, mit einer geduldigen und annehmenden Haltung, geschieht folgendes:

  • Wir fangen an, uns selbst zu entdecken und zu verstehen.
  • Wir erfahren, welche Gedanken wir haben.
  • Wir verstehen immer besser, wie Reiz, Gefühle, Gedanken, Körperempfindungen und unser Handeln zusammenspielen.
  • Wir lernen, welche Muster und Glaubenssätze uns bestimmen.
  • Wir lernen, das was ist, zunächst einmal zu akzeptieren.
  • Wir können uns bewusst entscheiden, unseren Mustern zu folgen oder Alternativen ausprobieren.
  • Wir können bewusster zwischen Widerstand, Veränderung und Akzeptanz wählen.
  • Wir entdecken die Menschlichkeit in uns.
  • Wir bringen Raum zwischen die inneren Vorgänge (siehe Schaubild) und können diese einzeln betrachten.
  • Durch das reine Beobachten reduziert sich dualistisches Denken.
  • Der Gedankenstrom flacht sich ab.
  • Wir entwickeln Mitgefühl für uns selbst und für andere.
  • Wir werden souveräner und weniger affektiv.
  • Wir entwickeln Gleichmut.

 

Oder auf den Punkt gebracht: "Du kannst nicht lernen, die Wellen anzuhalten, aber Du kannst lernen, sie zu reiten" (Joseph Goldstein)

mindfulness_achtsamkeit

 

"Achtsamkeit ist ein natürlicher Bestandteil unseres Lebens. Sie kann durch fortwährendes Üben gefestigt werden. Diese Übungspraxis wird Meditation genannt. Doch Meditation ist nicht das, was Sie denken."
Jon Kabat-Zinn

 

Achtsamkeit lernen: Gerne erzähle ich Ihnen mehr über Achtsamkeit - persönlich auf einem unserer Informationsabende, in einem Webinar oder sie lernen Achtsamkeit in einem meiner MBSR Kurse oder im Einzelcoaching. Erste formale Übungen finden sie hier: Download Übungen.

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